Die persönliche Energiewende, ein Beispiel aus der Praxis

Vor drei Jahren wollte der Eigenheimbesitzer Andreas G. Mantler aus Bockum-Hövel es genau wissen: Wie könnte sein ganz persönlicher Beitrag zur Energiewende aussehen? Er wollte einfach anpacken und selbst etwas tun. Auf der Infoveranstaltung »KlimaAgentur on tour!« der KlimaAgentur Hamm am 8.11.23 in Bockum-Hövel stellte er seinen persönlichen Erfahrungsbericht vor.

Photovoltaikanlage, Elektroauto und Wärmepumpe, das sind die drei Bausteine seines erfolgreichen Konzeptes, innerhalb von drei Jahren aus den fossilen Energien auszusteigen. Heute, im November 2023, ist seine Bilanz sehr positiv. Durch die eigene PV-Anlage liegt der Autarkiegrad seiner Energieversorgung bei 68 %. Der restliche Strom, der zur vollständigen Versorgung noch fehlt, wird durch den Zukauf von Ökostrom gedeckt. Mit dem selbsterzeugten Strom wird auch die bestellte Wärmepumpe betrieben werden, die nach langer Wartezeit nun bald geliefert und installiert werden wird.

»Macht Eure Dächer voll!«, ist die Botschaft des engagierten Foto- und Videojournalisten an mögliche Nachahmer. Gemeint ist natürlich die Nutzung von eigenem Solarstrom. Mit einer Kapazität von 23,7 kWp ist die PV-Anlage von Herrn Mantler größer als gewöhnlich. Dafür hat er alle sinnvollen Flächen auf den Dächern seines Eigenheimes genutzt. In den Sommermonaten produziert die Anlage mehr Strom, als verbraucht wird. In den Wintermonaten muss Strom zugekauft werden. Die Gesamtbilanz ist sehr positiv. Die Einspeisung des nicht selbst verwendeten Stroms in das öffentliche Netz und der ersparte Stromeinkauf ergeben jährlich fast 2500 Euro. Die Planungssicherheit zusammen mit der Möglichkeit, die notwendigen Investitionen tätigen zu können, ist die Basis für seine Strategie.

Macht die Dächer voll! ©Andreas G. Mantler

Auch ohne staatliche Förderung entschloss Andreas G. Mantler sich vor drei Jahren die PV-Anlage anzuschaffen und auf Elektromobilität umzusteigen. Die Kosten der Anlage von insgesamt 24.000 € amortisieren sich innerhalb von 10 Jahren. Durch die Wärmepumpe, die wegen Lieferschwierigkeiten später als geplant in Betrieb genommen wird, rentiert sich die PV-Anlage noch mehr. Die vorhandene funktionierende Gasheizung hätte noch nicht ausgetauscht werden müssen. Trotzdem hat sich Herr Mantler entschlossen, seinen Weg konsequent weiterzugehen. Durch die neue Wärmepumpe wird der Energiebedarf zukünftig noch um ein Drittel gesenkt werden. Auch das ist eine Investition, die sich innerhalb weniger Jahre rentiert.

Neben den Investitionen ist aber auch die Veränderung des eigenen Verhaltens ein Faktor, mit dem Familie Mantler Einsparungen erzielen konnte. Das genaue Monitoring durch die PV-Anlage hat die Familie dafür sensibilisiert, Elektrogeräte nachts auszuschalten und Wasch- und Spülmaschine mittags anzustellen, dann, wenn ausreichend eigener Solarstrom produziert wird. Durch die Veränderung des eigenen Verhaltens konnte immerhin eine Einsparung von 700 kWh pro Jahr erzielt werden.

Ganz reibungslos verlief der Prozess der Umstellung allerdings nicht. Es gab Lieferschwierigkeiten bei dem E-Auto, weswegen die Wahl von Herrn Mantler auf ein besser verfügbares Model 3 von Tesla fiel, das in den Anschaffungskosten mit einem vergleichbaren Verbrenner fast gleich war. Weil sowieso ein neuer Wagen fällig war, hat Herr Mantler die Anschaffungskosten für das E-Auto nicht in die Gesamtsumme der Investitionen eingerechnet. Ein E-Auto ist als Eigenheimbesitzer mit PV-Anlage in jedem Fall günstiger als ein Wagen mit herkömmlichem Antrieb.

Schwierigkeiten gab es auch dabei, den richtigen Partner für die Installation der PV-Anlage zu finden. Sieben Monate gingen ins Land, bevor die erste 10kWp Solaranlage auf dem Dach war, denn Herr Mantler hatte auf den falschen Solaranalagenanbieter gesetzt. Die Erweiterung auf 23,7 kWp wurde dann, Anfang 2023 größtenteils in Eigenleistung errichtet.

Wenn die Wärmepumpe bald in Betrieb genommen wird, sind seine eigenen Maßnahmen abgeschlossen. Herrn Mantler ist es ein Anliegen, seine Erfahrungen weiterzugeben und andere zur Nachahmung anzuregen, denn es lohnt sich auf jeden Fall auch selber Hand anzulegen. Als regelmäßiger Teilnehmer engagiert er sich deswegen beim Energiestammtisch, den Jens Kneißel, Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender des FabLabs in Hamm, anbietet. Die lose Gruppe von derzeit 14 Interessierten, trifft sich monatlich. Gemeinsam Material bestellen, Kontakte zu Elektromeistern austauschen oder Hilfe bei der Anmeldung der Anlage bei den Stadtwerken: der Stammtisch ist ein Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung.

YOUTUBE: In Deine Photovoltaik #60 von Martin Oster (YouTube-Kanal “gewaltig nachhaltig“), wird die PV-Anlage von Andreas Mantler vorgestellt.

Weitere Informationen auf der Webseite des FabLabs.

Tipp: Die Webseite Selbstbau.solar, die weitere Informationen zum gemeinschaftlichen Bauen von Solaranlagen zur Verfügung stellt.

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Partner vor Ort

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Liste Photovoltaik Fachbetriebe(PDF)

Energiedienstleistungen der Stadtwerke Hamm

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